Rüdiger Schwarz M.A. (Archäologisches Landesmuseum Hessen, Römerkastell Saalburg)

Metallographische Untersuchungen von als römische Feuerstahle klassifizierten Gegenständen

Die Praxis des Feuerschlagens mit Feuerstein, Stahl und Zunder ist im experimentalarchäologischen und musealen Bereich gängige Praxis. Bezüglich der Technik und grundlegender physikalischer Abläufe besteht hier weitgehende Klarheit. Mit modern produzierten Repliken zu arbeiten, deren Materialeigenschaften bekannt sind, ist dabei problemlos möglich und führt zu den gewünschten Ergebnissen. Dabei werden oftmals Feuerstahle verwendet, die in Form und Ausführung archäologischen Fundstücken entsprechen.

Frühe Eisenfunde werden vielfach aufgrund typologischer Erwägungen – etwa formale Übereinstimmung mit rezenten Beispielen – als Feuerstahle angesprochen. Auch bei den aus eisenzeitlichen und römischen Fundkontexten bekannten „Feuerstahlen vom Typ Bandstahl“ ist dies der Fall. Durch die Analyse eines Exemplars dieser Fundkategorie von einer Villa Rustica aus Hambach Interpretation in Frage gestellt. Die Untersuchung des Stückes mittels Polarisationsmikroskopie ergab, dass es sich bei dem Material um ursprünglich ungehärteten Stahl handelt, das Stück mithin nicht als zum Feuerschlagen geeignet ist.

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden zwei weitere Exemplare dieses Typs aus den Sammlungen des Saalburgmuseums metallographisch untersucht, um ihre Eignung als Feuerstahle zu überprüfen. Es zeigte sich, dass sie vollständig aus ferritischem Material mit geringem Kohlenstoffgehalt bestehen, was den Beleg dafür erbringt, dass diese gesamte Fundkategorie nicht als Feuerstahle in Betracht kommt. Als Referenzobjekt wurde eine funktionsfähige moderne Replik dieses Typs mit derselben Methode untersucht. Diese hat ein Metallgefüge mit Martensit und Austenit und eine für einen feuerstahl vollkommen ausreichende Härte. Im Gegensatz dazu weist ein römischer Feuerstahl eines anderen Typs vom Kastell Zugmantel, zu dem es entsprechende Parallelen gibt, dieselben unzureichenden Materialeigenschaften auf wie die oben angeführten Stücke. Das macht auch die Ansprache dieses Typs als Feuerstahl fragwürdig. Es wäre daher grundsätzlich zu erörtern, welche allgemeinen Parameter für die Klassifizierung von Feuerstahlen herangezogen werden können, zumal auch Vergleiche mit Analysedaten von archäologischen Funden aus anderen Epochen sowie mit neuzeitlichen Feuerstahlen kein eindeutiges Bild ergeben.